Gabriele Tergit: "Käsebier erobert den Kurfürstendamm"

    Am Donnerstag, 29. November 2018, fand um 20 Uhr in Geschäftsstelle der Martin-Bonhoeffer-Häuser auf dem Lorettoplatz ein "Menschen und Bücher"-Abend mit Ulrike Pfeil statt. Frank Suppanz sprach mit der früheren Tagblatt-Redakteurin über den Roman von Gabriele Tergit "Käsebier erobert den Kurfürstendamm". Das 1931 geschriebene Buch spielt im Jahr 1929 in Berlin vor dem Hintergrund der hereinbrechenden Wirtschaftskrise. Ein mittelmäßiger Sänger wird von den Berliner Zeitungen zum Star geschrieben, die abwechslungssüchtige bessere Gesellschaft befeuert den Hype und Bauspekulanten machen ihn zum Aufhänger für fragwürdige Projekte – bis Käsebiers Ruhm ebenso schnell wieder vergeht, wie er kam.

    Zur Sprache kamen der Medienwandel durch die neuen Massenmedien und die Rolle der Werbung, die einen massiven Umbruch für die Zeitungslandschaft, in deren Milieu der Roman spielt, bedeuteten. Frank Suppanz und Ulrike Pfeil diskutierten auch über den journalistisch geprägten Stil des Buchs, über journalistisches Ethos, Großstadt und Technik, Bauspekulation und soziale Verhältnisse, Emanzipation und Rollenbilder, die damalige demographische Ungleichheit der Geschlechterverhältnisse und die Hilflosigkeit des Großbürgertums und der Geldeliten in der politisch-gesellschaftlichen Krise. Zur Sprache kamen auch Leben und Arbeit von Gabriele Tergit, die die erste Gerichtsreporterin in Deutschland war, 1933 emigrieren musste und bis zu ihrem Tod 1982 in London lebte.

    Der Schauspieler Rupert Hausner vom LTT Tübingen las aus dem Buch vor.

    Fotos: Yvonne Berardi